Freitag, 16. September 2011

Unbelehrbare Banken

Alles sollte besser werden, nach der großen Krise: Kapitalausstattung, Risikomanagement und interne Kontrollen, Corporate Governance.
Was die Kapitalausstattung betrifft, so haben Regierungen und Regulierer die Schrauben angezogen. Und in der Tat, die Ergebnisse können sich sehen lassen: die durchschnittliche Kernkapitalquote von Banken hat sich von durchschnittlich 6% im Jahr 2007 auf rund 10% heute deutlich erhöht. Um es mit den Worten von Peter Sands, CEO von Standard Chartered, zu sagen:"Die Welt der Banken ist deutlich sicherer geworden." Aber stimmt das wirklich?
Betrachten wir das Thema Risikomanagement und interne Kontrollen, so spricht der Fall UBS eine deutliche Sprache. Immer noch gibt es Aktivitäten, vor allen in den großen Investmentbanken, die offensichtlich nahezu unbeaufsichtigt laufen können. Sonst wäre es ja nicht möglich, dass ein einziger Trader unbemerkt Verluste von zwei Milliarden Dollar anhäuft.Gillian Tett hat heute in der FT eine beeindruckende Analyse über die Schattenwelt der Exchange Traded Funds (ETF) geschrieben. Brandgefährliche Instrumente, die man durchaus mit den toxischen CDO's in der Subprime-Krise vergleichen kann. Diese ETF's sind in den letzten Monaten gewuchert wie Pilze in einem feuchten Herbst. Warum? Weil die irren Gewinnziele bestimmter Banken nur auf hochriskante Weise erreicht werden können. Ossi Grübel hatte seinen Investoren aggressiv 15 Milliarden Franken Vorsteuer-Gewinn für das Jahr 2014 versprochen. Das geht nicht zusammen mit einem risikoadäquaten Geschäftsmodell.
Womit wir bei der Corporate Governance wären: das Symbol überzogener Profit-Targets, Joe Ackermann ("25% Eigenkapitalrendite!") darf in Zukunft als Vorsitzender des Aufsichtsrates weiterhin die Strippen in der Deutschen Bank ziehen. Was das mit den Richtlinien einer guten Unternehmensführung zu tun hat, versteht kein Mensch. Dazu hat beispielsweise Ulric Papendick im jüngsten Manager Magazin einen guten Artikel geschrieben.
Und heute bin ich über die bemerkenswerte Nachricht gestolpert, dass der derzeitige CEO von Morgan Stanley, James Gorman, kommendes Jahr ebenfalls zum Chairman des Verwaltungsrates gewählt wird. Gratulation! Die Aktie von Morgan Stanley hat in diesem Jahr bereits 40% verloren, der Marktwert ist seit 2009 (und nicht 2007!) von 70 Milliarden Dollar auf 30 geschrumpft. Zum Lohn für diese brilliante Performance bekommt der derzeitige Chairman John Mack - auch er war in bester Tradition vorher schon mal CEO der Bank - warme Worte zum Abschied und einen Vertrag als Senior-Consultant. Der Weg zur Erkenntnis ist noch lang und steinig...

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