Dienstag, 15. November 2011

UBS: Ermotti erobert den Chefposten und Weber kommt schon 2012

Schneller als gedacht hat die krisengeschüttelte UBS sich auf ein definitives Personaltableau verständigt:  nach dem Skandal um einen Londoner "rogue trader", der mit ungenehmigten Deals über 2 Milliarden Euro versenkt hatte und damit CEO Ossi Grübel im September zum Rücktritt gezwungen hatte, schien alles recht vage und undefiniert. Zwar wurde noch am selben Tag Sergio Ermotti an die Spitze berufen. Allerdings mit Schönheitsfehler: nur als CEO "ad Interim". Man wolle mit Hilfe von Personalberatern(Egon Zehnder) den Markt sondieren, um wirklich den besten Kadidaten zum neuen CEO zu berufen. Das Board sprach damals von einer Zeitspanne von 6 Monaten, die ich damals bereits als unsinnig lange angesehen habe. Denn was die UBS nach der langen Krise am wenigsten gebrauchen kann, ist Unsicherheit. Zudem eine halbjährige Hängepartie für Ermotti die Garantie dafür gewesen wäre, als "lame duck" jegliche Autorität zu verlieren.
Ähnlich umständlich hatte die Bank den Wechsel an den Spitze des Verwaltungsrates geplant: zwar konnte sie mit dem ehemaligen Bundesbankpräsidenten Axel Weber einen dicken Fisch an Land ziehen. Weber sollte aber ursprünglich erst 2013 das Ruder vom ehemaligen Politiker Caspar Villiger übernehmen. Auch hier: Schweizer Langsamkeit statt der für ein globales Haus notwendigen Dynamik. Nun, die Herren im Board  scheinen in sich gegangen zu sein, denn heute morgen überraschten sie mit der Pressemitteilung, dass Weber nun doch bereits 2012 die Präsidentschaft antreten werde. Villiger werde sich bei der kommensen Hauptversmmlung im Frühling nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Noch wichtiger aber: Sergio Ermotti werde mit sofortiger Wirkung zum definitiven Group CEO benannt.
Damit hat die UBS in meinen Augen einen respektablen Bedreiungsschlag geschafft, der Stabilität und Perspektive gibt. Nun verfügt die Großbank über ein exzellentes Team, das die Strategie neu justieren und in den kommenden Jahren exekutieren wird. Denn eines steht fest: die UBS wird sich ändern. In wenigen Tagen wird Ermotti den neuen Strategieplan vorlegen. Die Stoßrichtung ist klar: weniger Risiko, weniger Zockerei, Fokus aufs traditionnelle "Swiss Banking". Im Klartext: die Investmentbank wird sicherlich schrumpfen, vor allen jene Business Lines, die nicht den Kundenbeziehungen der Bank dienen, wie Teile des Handel mit Festverzinslichen Wertpapieren, Rohstoffen und Devisen (FICC); das Private Banking wird sicherlich wachsen, vor allen in den dynamischen Geographien Asiens. Sicherlich wird die UBS ihre beneidenswerte internationale Präsenz in 50 Ländern nutzen, um künftig noch bessere Geschäfte dank der Globalisierung zu machen. Ermotti dürfte zudem versuchen, das "glocal"-Attribut der "Global Swiss Bank" zu prägen. Denn trotz der tiefen Krise, in die vor allen die UBS als größtes Institut des Alpenlandes gerutscht war, hat das Schweizer Banking wenig von seiner Strahlkraft verloren. Dies natürlich auch deshalb, weil die vornehmen Privatinstitute wie Julius Bär oder Pictet sich weiterhin in der ganzen Welt einer herausraenden Reputation erfreuen.
Der neue CEO hat also eine gewaltige Aufgabe vor sich. Sergio Ermotti ist aber bestens dafür gerüstet. Schon als Deputy CEO der UniCredit hat er große Herausforderungen gemeistert und gewaltige Veränderungen in dessen Investmentbank in die Wege geleitet: weg vom unpersönlichen Geschäft, hin zum kundenorientierten Flow-Geschäft, beispielsweise.
Er hat umstrukturiert, reorganisiert, das Corporate Banking synergisch an die Seite des Investmentbankings gestellt und nebenbei zwischen 2009 und 2011 den größten Gewinn aller Divisionen der italienisch-europäischen Großbank geliefert. Das Private Banking/wealth Management ist unter seiner Führung internationalisiert worden und hat sich glänzend entwickelt.
Wäre es nach dem Willen des im letzten Jahr gefeuerten langjährigen UniCredit-CEO's Alessandro Profumo gegangen, wäre Ermotti wohl zu seinem Nachfolger gekürt worden. Vermutlich war genau das der Grund, warum es anders kam: Osteuropachef Federico Ghizzoni wurde an die Spitze berufen.
Nun hat Ermotti seine Revanche.

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